Künstlerisches Großprojekt
Eine besondere Ausschreibung: Mit dem sogenannten Künstlerischen Großprojekt soll ein einmaliges neues Kunstwerk im öffentlichen Raum Stuttgarts entstehen. 2024 hat die Stadt Stuttgart sieben internationale Künstler*innen gebeten, Entwürfe einzureichen. Hier gibt es alle Hintergründe zur Auswahl und Umsetzung.
Der Wettbewerb
Der Gemeinderat hat für das Künstlerische Großprojekt insgesamt 1,5 Millionen Euro bewilligt. Das Thema, mögliche Standorte, die Laufzeit – dauerhaft oder temporär – sowie die Kunstform waren offen. Nachhaltigkeit und Klima sollten als Aspekte innovativ einbezogen werden. Das Ziel: ein prägnantes und identitätsstiftendes Kunstwerk in und für Stuttgart. Das Werk soll nicht nur die diverse Stadtgesellschaft ansprechen, sondern auch überregional begeistern und vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten zur Vernetzung mit lokalen Institutionen, Initiativen und Bürger*innen bieten.
Die Jury
Für die Umsetzung des zweistufigen Wettbewerbs wurde eine eigene Jury zusammengestellt. Das Gremium definierte die Rahmenbedingungen, wählte die teilnehmenden Künstler*innen aus und entschied über das Konzept, das umgesetzt wird. Rund 30 Personen waren Teil davon, darunter renommierte Kunstverständige, sowie Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung und Interessensgemeinschaften. Den Vorsitz hatte der Erste Bürgermeister Dr. Fabian Mayer.
Jury Großprojekt Kunst im öffentlichen Raum (PDF‐Datei)
Die Nominierungen
Für die Teilnahme am Wettbewerb hat die Jury einen Pool an internationalen Künstler*innen mit aufstrebender künstlerischer Haltung nominiert. Aus diesen Positionen wurden im Juni 2024 acht renommierte Künstler*innen ausgewählt, Konzepte für das Großprojekt zu entwickeln.
Zu Besuch in Stuttgart
Im Sommer 2024 besuchten die teilnehmenden Künstler*innen Stuttgart, um ein Gefühl für die Stadt und ihre Bewohner*innen zu bekommen, aktuelle Themen einzufangen und passende Standorte für ihre Entwürfe für ein neues Stuttgarter Kunstwerk zu entdecken.
Das Siegkonzept: The Green Fuse
Ruth Ewan hat die Ausschreibung gewonnen. Sie hat einen neu zu pflanzenden, lebendigen Baumkalender im Stuttgarter Stadtgebiet entworfen: 366 sorgfältig ausgewählte Bäume sollen einen neuen Treffpunkt schaffen. Dabei steht jede Baumart für einen Tag des Jahres und wird entsprechend ihrer Blüte- und Fruchtzeit gepflanzt.
Ruth Ewan sagt darüber: „Ich interessiere mich dafür, wie ein Kunstwerk in die Stadt eindringen und mit vielen verschiedenen Personen in Kontakt treten kann. Ich möchte für Stuttgart ein Kunstwerk schaffen, das auf verschiedenen Ebenen von einem breiten Publikum auch alltäglich gelesen und verstanden werden kann.“
Um was geht es bei dem Werk The Green Fuse?
Das Kunstwerk greift das Thema Zeit auf und lädt ein, den Kreislauf der Natur, Wachstum und Vergänglichkeit bewusst zu erleben. Besucher*innen können die Bäume persönlich markieren, etwa ihren Geburtsbaum auswählen oder an Gedenktage erinnern. The Green Fuse könnte so zu einem Teil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt werden.
Warum wurde The Green Fuse ausgewählt?
Die Jury sah in dem Projekt einen nachhaltigen Beitrag zur Stadtentwicklung, einen Ort des Erinnerns und ein Symbol für eine grünere, zukunftsfähige Stadt. Durch eine größere Biodiversität und Verbesserung der Luftqualität könnte das Projekt außerdem langfristig die ökologischen Ziele der Stadt voranbringen.
Wie geht es weiter?
Die Umsetzung eines solchen Kunstprojektes ist ein langfristiger Prozess. Aktuell werden mögliche Standorte ausgelotet und Synergien zu Stadtentwicklungsprojekten geprüft.
Die weiteren Künstler*innen und ihre Entwürfe
Von den acht nominierten Künstler*innen haben sieben Entwürfe entwickelt. Sie spiegeln die Vielfalt der zeitgenössischen künstlerischen Praxis wider und nutzen die offenen Vorgaben des Wettbewerbs voll aus. Die Spannbreite ist groß: Die ausgewählten Orte reichen von repräsentativen Plätzen wie dem Schlossplatz bis zu Industriebrachen am Stadtrand. Allen Entwürfen gemeinsam ist ihr Fokus auf Nachhaltigkeit, ihre Berücksichtigung von Teilhabe und barrierearmen Zugängen sowie der Anspruch, mehrere Sinne anzusprechen.
Die Ideen für Stuttgart
Anne Duk Hee Jordan: Swampy, Sexy, Dirty – das künstlerisch‐ökologische Konzept holt mit einem eigenen Ökosystem die Natur in das urbane Zentrum Stuttgarts.
Asad Raza: Zyklus – das Kunstprojekt an drei Orten regt Besucher*innen an, die Beziehung zwischen Mensch, Stadt und Natur neu zu denken.
Henrike Naumann: R U I N E N – ein historisches Relief, drei neu gestaltete und ein Scheinwerfer an der Fassade des Rosensteinbunkers beleuchten die damalige und heutige Rolle Deutschlands im europäischen Kriegsgeschehen.
Lina Lapelytė: Wir machen Jahre aus Stunden – die groß angelegte Performance im Eckensee verbindet Tanz und Gesang mit Bauarbeiten und mündet in einer neuen, gemeinschaftlich errichteten Skulptur.
Monster Chetwynd: Velvet Worms – ein bis zwei riesige mobile Skulpturen aus biologisch abbaubaren Materialien, platziert an wechselnden Orten.
Samson Young: Many Small Openings – das mehrteilige Kunstprojekt inszeniert 63 bestehende Kunstobjekte im öffentlichen Raum neu, darunter Mini‐Konzerte, ein Audioguide und eine Online‐Ausstellung.
Die Ausstellung zum Wettbewerb: Große Kunst für Stuttgart
Was kann „Große Kunst“ im öffentlichen urbanen Raum heute und in Zukunft sein? Zur Präsentation der Wettbewerbsergebnisse fanden zeitgleich zwei Ausstellungen in Stuttgart statt: im StadtPalais – Museum für Stuttgart und in den Schaufenstern des ehemaligen Kaufhauses in der Eberhardstraße.